Fingerpicking und Fingerstyle - leicht erklärt
Beim Fingerpicking hast du eine andere Herangehensweise bei der Spielweise der Gitarre als es bei der herkömmlichen Technik mit einem Plektrum der Fall ist. Hierbei schlägst du die Saiten nicht mit dem Plektrum, sondern nutzt stattdessen deine Finger. Konkret zupfst du die Saiten einzeln mit deiner rechten Hand.
Diese Spieltechnik bietet dir zahlreiche Vorteile und Möglichkeiten, deine Musik auf eine sehr besondere Art zu präsentieren. Nicht nur kannst du Akkorde spielen, sondern auch Melodien und Basslinien gleichzeitig und somit deinen Liedern mehr Tiefe und Dynamik verleihen. Es ist eine großartige Möglichkeit, um für Abwechslung zu sorgen, um deine Musik und dein Skill-Level auf ein neues Niveau zu heben.
Was ist Fingerpicking oder Fingerstyle jetzt genau?
Fingerpicking, auch bekannt als Fingerstyle, bezieht sich auf eine spezielle Technik im Gitarrenspiel, die die rechte Hand betrifft. Hierbei wird auf das traditionelle Anschlagen der Saiten mit einem Plektrum verzichtet und stattdessen die Saiten einzeln mit den Fingern – Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger – der Anschlagshand gezupft.
Beim Fingerpicking benutzt du verschiedene Muster, die sich wiederholen und so eine eigene Dynamik und Charakteristik schaffen. Diese Zupftechnik wird oft in den Genres Rock & Pop, Folk oder Blues eingesetzt und verleiht den Liedern eine besondere Stimmung und Ausdruckskraft.
NatĂĽrlich gibt es diese Art des Pickings auch im Jazz wird dort aber deutlich weniger facettenreich genutzt.
Anwendung: Fingerpicking Fingerstyle
Beim Finger-Picking wird die rechte Hand – auch als Anschlagshand bezeichnet – verwendet. Hierbei sollte die Hand über dem Schallloch positioniert werden.
Der Daumen wird für die drei tiefen Saiten (E-, A- und D-Saite (Bass-Saiten)) genutzt, während Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger in in dieser Reihenfolge die unteren drei Saiten (G-, B- und hohe E-Saite) zupfen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du die Saiten spielen kannst. Du kannst entweder nur die Fingerkuppe nutzen oder aber, eine Kombination aus Fingerkuppe und Fingernagel.
Der Klang, den du erzielst, ist dabei unterschiedlich und hängt von deinen persönlichen Vorlieben ab. Ich habe mir mal Testweise die Fingernägel der rechten Hand wachsen lassen und war mal so gar nicht begeistert. Weder optisch noch klanglich konnte ich damit was reißen.
Natürlich bin ich dann wieder zurück und habe die Nägel auf ein erträgliches Maas geschnitten und bin wieder zur Fingerkuppen-Nutzung übergegangen. Und wenn ich mal Fingerpicking nutze, dann eben mit der Fingerkuppe.
Ich finde das Fingerkuppen Picking letztlich viel besser, angenehmer und wohlklingender, weil man damit sehr leicht einen schönen runden Ton erzeugt.
Um die Saiten beim Fingerpicking zu zupfen, übst du einen leichten Druck auf die jeweilige Saite aus und lässt den Finger dann über die Saite gleiten. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass man nicht die Nachbarsaite berührt, sondern knapp über diese hinwegschlägt. Die Bewegung sollte ins Innere der Handinnenfläche erfolgen.
Deine Finger krümmen sich bei dieser Bewegung, während dein Daumen gestreckt bleibt und nach unten, links an den anderen Fingern vorbei schlägt.
Fingerpicking Muster #1 - Das häufigste Muster, dass wirklich alle kennen
Das Muster ist ein wesentliches Element beim Fingerpicking. Hierbei handelt es sich um eine Spieltechnik, die aus wiederholten Sequenzen besteht, die variiert und angepasst werden können.
Um dir beim Ăśben der Fingerpicking Technik unter die Arme zu greifen, habe ich dir ein einfaches Basis-Muster herausgesucht, das du verwenden kannst.
Dieses Muster gibt dir eine solide Grundlage, um dich mit der Fingerpicking-Technik vertraut zu machen und deine Fähigkeiten zu verbessern. Mit der Zeit kannst du die Muster dann weiter verfeinern und anpassen, um deine Musik noch individueller und ausdrucksstärker zu gestalten. Weiter unten stelle ich euch noch ein zweites Muster vor.
Das folgende Muster ist an “Nothing Else Matters” von Metallica angelehnt, es ermöglicht dir einen sehr leichten Einstieg in das Fingerpicking (einfacher geht es wirklich nicht):
Folge den Schritten, um das Muster zu spielen:
Zupfe mit dem Daumen die tiefe E-Saite (1).
Zupfe mit dem Zeigefinger die G-Saite (2).
Zupfe mit dem Mittelfinger die b-Saite (3).
Zupfe mit dem Ringfinger die hohe e-Saite (4).
Zupfe mit dem Mittelfinger wieder die b-Saite (3).
Zupfe mit dem Zeigefinger wieder die G-Saite (2).
FĂĽr diejenigen, die sich schon mit der Tabulatur auskennen, hier einmal die Tab-Version.
Falls euch Tabulaturen fremd sind, empfehle ich euch meinen Artikel ĂĽber die Tabulatur zu lesen.
Versuch dieses Muster so häufig wie es nur geht zu spielen, bis es dann flüssig klappt. Schaue dir einfach das Video an und sehe wie ich es spiele:
Fingerpicking Muster #2
Kommen wir zum zweiten Muster, dass ich euch vorstellen möchte. Dieses Muster ist schon etwas mehr als nur ein Pickingmuster, es werden hierbei immer 2 Saiten gleichzeitig gezupft. Dieses kleine Picking besticht eindeutig durch seine wunderschöne Melodie, eines meiner Lieblings Picking Stücke für Anfänger:
Hohe E-Saite und D-Saite werden gezupft. Dabei wird auf der hohen E-Saite im 2. Bund mit dem Zeigefinger (1. Finger) gegriffen.
Hohe E-Saite und A-Saite werden gezupft. Dabei greift der kleine Finger (4. Finger) den 4. Bund auf der A-Saite
B-Saite und A-Saite wird gezupft. Dabei greift der Zeigefinger (1. Finger) den 2. Bund auf der B-Saite.
Tiefe E-Saite und G-Saite wird gezupft. Dabei greift der Zeigefinger (1. Finger) den 2. Bund auf der tiefen E-Saite und der Mittelfinger (2. Finger) den 2. Bund auf der G-Saite.
Tiefe E-Saite und G-Saite wird gezupft. Dabei greift der Zeigefinger (1. Finger) den 4. Bund auf der tiefen E-Saite und der Mittelfinger (2. Finger) den 4. Bund auf der G-Saite.
Tiefe E-Saite und G-Saite wird gezupft. Dabei greift der Zeigefinger (1. Finger) den 5. Bund auf der tiefen E-Saite und der Mittelfinger (2. Finger) den 6. Bund auf der G-Saite.
Hohe E-Saite und D-Saite werden gezupft. Dabei wird auf der hohen E-Saite im 2. Bund mit dem Zeigefinger (1. Finger) gegriffen.
Hohe E-Saite und A-Saite werden gezupft. Dabei greift der kleine Finger (4. Finger) den 4. Bund auf der A-Saite
B-Saite und A-Saite wird gezupft. Dabei greift der Zeigefinger (1.Finger) den 2.Bund auf der B-Saite.
Tiefe E-Saite und G-Saite wird gezupft. Dabei greift der Zeigefinger (1.Finger) den 2. Bund auf der tiefen E-Saite und der Mittelfinger (2. Finger) den 2. Bund auf der G-Saite.
Tiefe E-Saite und G-Saite wird gezupft. Dabei greift der Zeigefinger (1. Finger) den 1. Bund auf der G-Saite.
Tiefe E-Saite und G-Saite wird gezupft. Dabei greift der Zeigefinger den 5. Bund auf der tiefen E-Saite und der Mittelfinger (2. Finger) den 6. Bund auf der G-Saite.
Ok, das war jetzt sehr viel und wirklich ĂĽbersichtlich ist es auch nicht. Deswegen hier die Tabs:
Weitere Tipps und Tricks fĂĽr das Fingerpicking
-
Kurze Fingernägel der rechten Hand:
Zu lange oder ungefeilte Fingernägel können den Klang der Gitarrensaiten beeinträchtigen. Um das zu vermeiden, solltest du die Fingernägel deiner Anschlagshand kurz schneiden. Wenn das nicht möglich ist, kannst du sie feilen und glatt polieren.
-
Zupfen und loslassen:
Beim Zupfen der Saiten solltest du kurz anziehen und dann loslassen. Vermeide es, mit dem Finger auf den Saiten zu bleiben oder von ihnen wegzuspringen, da das den Ton unschön scheppern lässt. Der Ton sollte nachklingen.
-
Aufteilung der Finger auf den Saiten:
Um die Arbeit unter deinen vier Fingern aufzuteilen, sollte der Daumen die obersten drei Saiten (Bass-Saiten) – tiefe E-Saite, A-Saite und D-Saite – bedienen, während der Zeigefinger die G-Saite, der Mittelfinger die B-Saite und der Ringfinger die hohe E-Saite zupfen.
Beispielsongs fĂĽr das Fingerpicking
Um die Theorie des Fingerpickings in die Praxis umzusetzen, habe ich für euch eine Liste guter „Classic“ Songs zusammengestellt, die mit dieser Spieltechnik gespielt werden können:
“House of the Rising Sun” von The Animals
“Blackbird” von Paul McCartney
“Landslide” von Fleetwood Mac
“Love Me Tender” von Elvis Presley
“Ain’t No Sunshine” von Bill Withers
“Dust in the Wind” von Kansas
Jedes dieser Lieder stellt einen soliden Einstieg in die Welt des Fingerpickings, dar. Ăśbe die einzelnen Muster und Techniken, bis sie richtig gut sitzen.
Weitere Arten des Fingerpickings
Flatpicking, mit dieser alternative Technik kannst du eine Kombination aus Plektrum und Fingern verwenden, um mehrere Saiten gleichzeitig anzuschlagen. Hierbei werden auch Mittelfinger, Ringfinger und kleiner Finger der Schlaghand miteinbezogen.
Diese Technik bietet dir die Möglichkeit, schnell zwischen Melodie und Begleitung zu wechseln. Du hältst das Plektrum mit Daumen und Zeigefinger und nutzt deine anderen Finger, um die Saiten zu schlagen. Der Mittelfinger kann den Zeigefinger ersetzen und der Ringfinger den Mittelfinger.
Fazit Fingerpicking
Zusammenfassend kann man sagen, dass Fingerpicking eine einzigartige Spieltechnik ist, die eine ganz andere Herangehensweise beim Gitarrenspiel erfordert. Im Gegensatz zur herkömmlichen Technik mit einem Plektrum zupfst du also hier die Saiten einzeln mit deinen Fingern.
Durch diese Technik hast du die Möglichkeit, nicht nur Akkorde zu spielen, sondern auch Melodien und Basslinien gleichzeitig zu erzeugen, was deinen Liedern mehr Tiefe und Dynamik verleiht. Schlussendlich eine wahre Bereicherung für Anfänger und Fortgeschrittene.